Lewo

Die Boots-Wendegetriebe der Firma Lehmann sind die am meisten verbauten in Booten aus der DDR. Die Herstellerfirma existiert noch. Die Mitarbeiter sind sehr freundlich und unserer Szene zugetan. Reparaturaufträge werden angenommen und auch neue Getriebe sind noch zu bekommen. Auch die neue Betriebsanleitung gibt es dort zum download. mehr...

Neben den beiden meistgebauten Typen 20 und 25 tauchte kürzlich auch ein Typ 18 auf.

Die Bilder zeigen die Betriebsanleitung aus DDR-Zeiten und das LEWO 18.

Carola Fehrle, Geschäftsführerin bei der Lehmann GmbH, ließ uns folgenden kurzen Abriß zur Geschichte der Getriebe zukommen. Vielen Dank dafür!

Zur Geschichte des LEWO-Getriebes kann ich in Kürze nur so viel sagen: mein Großvater, Ernst Lehmann, hat den Grundgedanken entwickelt. Wahrscheinlich Ende der 40er, Anfang der 50er Jahre (möglicherweise aber auch schon etwas früher - da müßte ich evtl. den letzten, noch lebenden Altgesellen fragen). Welche technischen Entwicklungen der damaligen Zeit dabei Pate gestanden haben, kann ich schlecht sagen. Mein Großvater hat am 28. April 1923 die Meisterprüfung im "Schlosser-Handwerk" abgelegt. Er war kein Ingenieur, sondern durch und durch ein (exzellenter) Praktiker. Zwei seiner Brüder waren Bootsbauer. Die Werft war gleich auf der anderen Straßenseite - daher auch die intensive Beziehung zur Bootstechnik. Alles begann mit Bootsmotoren. Obwohl einer der Brüder, Willy Lehmann, maßgeblich Segelboote konstruiert und gebaut hat, spielten Motorboote aber immer eine Rolle. Das letzte, das er für sich gebaut hat, als das Segeln ihm dann im Alter zu anstrengend wurde (eine ca. 8m-Yacht aus Mahagoni und Teak), habe ich ungefähr 10 Jahre nach seinem Tod, Mitte der 80-ger Jahre verkauft. Es hieß "Falk" /Lehmann und soll wohl noch irgendwo in den Berliner Gewässern fahren. Er genoß internationalen Ruf unter den Regatta-Seglern als Segler und Konstrukteur und in diesem Jahr wird zum 2. Mal der Willy-Lehmann- Preis gesegelt (5.5m R-Yachten).

Die ersten Exemplare des LEWO-Getriebes waren noch offen, ohne Gehäuse, nur auf einem Stahlrahmen montiert. Das heutige "Outfit" hatten sie das erste Mal als Meisterstück meines Vaters, Klaus Lehmann, zu seiner Meisterprüfung am 27. August 1953. Wenige Wochen vorher war Ernst Lehmann verstorben. Allmählich begann die Serienfertigung. Anfangs ist auch die Wasserschutzpolizei mit LEWO-Getrieben ausgerüstet worden. Diese Aufträge waren oft sehr hilfreich bei der Materialbeschaffung, da es irgendetwas immer nicht gab - mal keinen Stahl, keine Lamellen, keine Kugellager, Simmerringe oder die Gießereien haben nicht geliefert oder zu viel Ausschuß..... Alle Materielien mußten bilanziert und kontingentiert werden und haben nie gereicht. Wir hatten zum Schluß dann Lieferzeiten von 2-3 Jahren und jeder potentielle Kunde wurde darauf hin geprüft, was er evtl. zur Fertigung der nächsten Serie Sinnvolles beitragen könnte. Unsere Kunden waren meist private Sportbootfahrer, aber auch Firmen, die Boote gebaut oder aufgerüstet haben .Viele Fischer haben es gekauft und einige wurden auch an die Grenztruppen der DDR geliefert. Irgendwann gab es dann auch mal ein Ansinnen im Rahmen der Aktion "Konsumgüterproduktion", daß man vom damaligen VEB Getriebewerk Gotha unsere Zeichnungen und Unterlagen abfordern wollte, da irgendein Beschluß lautete, daß man dort nun unsere Getriebe bauen sollte. Allerdings wollten das die Mitarbeiter dort nur sehr halbherzig und wir natürlich schon gar nicht. Und die Zeichnungen hätten nichts genutzt ohne die Jahrzehnte langen Erfahrungen unserer Kollegen - also blieb alles, wie es war. Ein Wartburg-Getriebe kostete damals ca. 920,- Mark der DDR. Das Meisterstück meines Mannes, Bernd Fehrle, war dann im November 1990 ein Untersetzungsgetriebe passend zum LEWO. Davon existierten dann aber wirklich nur 2 Stück. Als kleiner Handwerksbetrieb hatten wir nach der Wende in der Marine-Technik nicht wirklich eine Chance. Im übrigen erinnere ich mich neben den beiden Getriebe-Größen LEWO 20 und 25 auch noch an eine dritte, LEWO 40. Davon sind aber nur "eine Handvoll" gebaut worden. Sie waren für unser damaligen Möglichkeiten einfach zu groß und schwer im "Handling", wie man wohl heute sagen würde. Soviel als grober Abriß zu "LEhmannWOltersdorf" ...und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Und Kunden, die ganz erstaunt sind, uns noch anzutreffen, denen pflege ich zu sagen: "Wir sind wie der Fels in der Brandung und was uns nicht tötete, machte uns hart".

Hoffe, Sie haben etwas Spaß an meinen Zeilen.
Mit freundlichen Grüßen, 

Carola Fehrle