Hans Pfennig
Bootswerft Hans Pfennig
Gottesbrück 11a
15537 Grünheide
Hans Pfennig (geboren am 3.8.1931, gestorben am 20.3.2014) ging in Grünheide zur Volksschule und in Erkner zur Oberschule. 1950 legte er dort sein Abitur ab. Während der Schulferien half er seinem Vater Paul Pfennig (geboren am 6.7.1901, gestorben am 27.2.1979) in der Werkstatt bei Holzarbeiten.
Paul Pfennig betrieb bereits damals in Grünheide eine Firma, welche Paddelboote, Ruderboote etc. fertigte. Paul Pfennig war gelernter Bootsbauer und gründete seinen Holzbearbeitungsbetrieb 1946.
Nach dem Schulabschluss 1950 ging Hans Pfennig in der Bootswerft Willi Lehmannmehr... in Woltersdorf in die Lehre und erlernte als "Umschüler“ ebenfalls den Beruf des Bootsbauers. Am 8.3.1952 erfolgte die Facharbeiterprüfung.
Am 23.3.1957 legte Hans Pfennig die Meisterprüfung vor dem Prüfungsausschuss in Potsdam ab. Der Vorsitzende des Ausschusses war Herr Helmholz, Beisitzer Herr Ludwig und Herr Görrissen. Besteht da eine Verbindung zur Görrissen Werft?
In dieser Zeit wurde von selbstständigen Unternehmern in der ehemaligen DDR verlangt, um einen Betrieb führen zu können, einen Meisterbrief zu erwerben.
Paul Pfennig legte ebenfalls zu diesem Zeitpunkt die Meisterprüfung ab.
Als selbstständiger Meister gründete Hans Pfennig 1957 eine eigene Firma, arbeitete aber eng mit der Firma seines Vaters zusammen.
Im Hinblick auf die Lieferschwierigkeiten für Materialien in der ehemaligen DDR war es notwendig, Mitglied in einer Einkaufs- und Liefergenossenschaft zu sein.
Ab 1970 begann Hans Pfennig mit dem Kajütbootbau nach einem von ihm selbst entworfenen Riss. Es entstanden in Handarbeit: das Kajütboot „Biene I“ (Unterwasserschiff englisch geklinkert), gefolgt von „Biene II“ (Rumpf Bootsbausperrholz und das Unterwasserschiff beschichtet mit Glasseide und Epoxidharz) und „Biene III“. Bei all diesen Booten, welche ausschließlich für den Betrieb von Außenborder vorgesehen waren, wurde der Innenausbau sowie die Polsterung vollständig von Hans Pfennig geliefert.
Die Fertigung der Boote war jeweils eine Auftragsarbeit des staatlichen Handels und wurden landesweit über die Sportgeschäfte der DDR zu einem Preis von ca. 16.000,- M (inkl. Material) ausgeliefert.
An einem Boot arbeitete Hans Pfennig ca. 3 bis 4 Monate, die Arbeitswochenenden wurden nicht mitgezählt. Seine Ehefrau wurde in die Produktion mit einbezogen, wenn es u. a. hieß, die Außenhaut auf dem Spantenskelett zu montieren. An Kajütbooten (Biene I bis III) fertigte Hans Pfennig in dem Zeitraum 1970 bis 1990 ca. 54 Stück.
Für private Kunden und Bootsvermietungen wurden voll- und halbgeklinkerte Ruder-, Paddel- und Rettungsboote sowie auch offene Motorboote mit Einbaumotoren nach eigenem Entwurf hergestellt.
Aufgrund der sinkenden Nachfrage nach Holzbooten stellte Hans Pfennig die Produktion ein und handelte ab 1989 u. a. mit Bavaria Booten sowie Motoren der Firmen Johnson und Evinrude.
1995 ging Hans Pfennig in den wohlverdienten Ruhestand, Frau Gerda Pfennig führte die Firma bis zum 1.12.2007 weiter.
Hans Pfennig und sein Vater Paul Pfennig arbeiteten während ihrer Selbstständigkeit grundsätzlich als Alleinmeister.
2007 wurde Hans Pfennig der „Goldene Meisterbrief“ durch die Handwerkskammer Frankfurt (O.) überreicht.
Die Boote wurden in der Werkstatt mit den unglaublichen Maßen von 4 m x 8 m auf dem privaten Gelände des Bootsbaumeisters gefertigt. Da lediglich das zu bearbeitende Boot, der Meister sowie eine schmale Werkbank in der Werkstatt Platz fanden, wurden die meisten Teile unter freiem Himmel auf einer transportablen Werkbank gefertigt und in der Werkstatt montiert. Die Holzbearbeitung fand u. a. auf einer Hobelmaschine aus der Vorkriegszeit des 1. Weltkrieges statt.
Neben den Kajütbooten Biene I, II und III wurden auch Kleinboote gebaut:
Ruderboote:
Länge: 4,50 m und 5,00 m, Breite: 1,35 m, Baumaterial: Kiefer, Mahagoni, Eiche
Paddelboote:
Länge: 4,50 m und 5,00 m, Breite: 1,35 m, Baumaterial: Kiefer, Mahagoni, Eiche
Seit Juli 2007 besteht im Robert-Havemann-Clubhaus eine ständige Ausstellung über die Entwicklung der Gemeinde Grünheide mit einer eigenen Abteilung über Bootsbau, welche die Eheleute Pfennig in nicht unerheblichem Maße mitgestaltet haben.
Seinen Schilderungen konnten wir entnehmen, dass er heute noch Interesse über den Verbleib "seiner" Bienen hat. Gern ist er bereit, Interessierten weitere Auskünfte zu erteilen.
Ein Verwandtschaftsverhältnis zu dem Bootsbauer Franz Pfennig besteht nicht.
Für den netten Empfang durch die Eheleute Pfennig, die interessanten Ausführungen über den Bootsbau und die Rahmenbedingungen während ihrer Selbstständigkeit sowie die überlassenen Fotos bedanken sich herzlich
Andrea & Axel Burde