Libella Comtess Delux

Die Libella Comtess ist ein beeindruckendes Beispiel für den hochwertigen Bootsbau der Nachkriegszeit, in dem traditionelle Handwerkskunst auf moderne Materialien und Technologien traf. Im Gegensatz zu späteren Modellen, die in GFK (glasfaserverstärktem Kunststoff) gefertigt wurden, wurde die Libella Comtess noch in einem aufwändigen Holzverfahren hergestellt. Dabei kam die Diagonal-Karvel-Bauweise zum Einsatz, bei der die Holzschichten diagonal zueinander verleimt wurden, um eine höhere Festigkeit und Formstabilität zu erreichen.

Das verwendete Leimverfahren mit kochfestem Kauritleim der Badischen Anilin- und Sodafabrik (heute BASF) zeigt, wie fortschrittlich die Produktionstechniken zu dieser Zeit bereits waren. Der Kauritleim galt als besonders widerstandsfähig gegen Wasser und Wetterbedingungen und trug zur Langlebigkeit des Bootes bei.

Die Lackierung der Comtess mit einem Spezial-Perlon-Lacküberzug inklusive Gewebeeinlage in den charakteristischen Farben Rotelfenbein und Blauelfenbein war nicht nur eine ästhetische Wahl, sondern auch eine schützende Schicht, die das Holz zusätzlich vor äußeren Einflüssen schützte. Diese Lackierung war damals ein Zeichen für hochwertigen Bootsbau und verlieh dem Boot eine elegante, zeitlose Optik.

Technisch war die Comtess ebenfalls innovativ. Die Steuerung über eine flexible Zahnstange in Verbindung mit einem Steuergetriebe und einem Telerohr war eine fortschrittliche Lösung, die für präzises Steuern sorgte und die Handhabung des Bootes verbesserte. Mit einer Länge von 4,60 m und einer Breite von 1,55 m war das Boot kompakt, aber dennoch geräumig genug für sportliche Aktivitäten oder entspannte Fahrten auf dem Wasser. Das geringe Gewicht von 240 kg machte es zudem leicht manövrierbar, und die Möglichkeit, das Boot mit Motoren bis zu 60 PS zu motorisieren, verlieh ihm eine beeindruckende Geschwindigkeit und Leistung für seine Größe.

Es ist interessant zu hören, dass es noch eine originale Comtess im Raum Steinfurt gibt, auch wenn sie sich in einem sehr schlechten Zustand befindet. Solche Boote sind heute selten und stellen wertvolle Stücke der maritimen Geschichte dar. Es wäre sicherlich eine Überlegung wert, dieses Boot zu restaurieren, um es für zukünftige Generationen zu erhalten. Der Zustand mag zwar schlecht sein, aber mit der richtigen Expertise könnte es zu einem echten Schmuckstück werden, das die Handwerkskunst und das technische Know-how dieser Ära wieder zum Leben erweckt.

 

Quelle: Libelle Prospekt