Marinisierung

Unter Marinisierung versteht man das tauglich machen eines PKW-Motors auf die Bedürfnisse im Boot.

Dazu gehören vor allem der wassergekühlte Krümmer und unter Umständen die Regelung der Temperatur des Kühlwassers und ein gegen Wasserschlag gesicherter Auspuff.

Die entsprechenden Teile für den Wartburg-Motor wurden von der PGH Primat hergestellt und an die Hersteller geliefert.

wassergekühlter Krümmer

Der wassergekühlte Krümmer ist ein Hauptbestandteil bei Umbaumaßnahmen Landbetrieb -> Wasserbetrieb.

Für den Wartburg-Motor gibt es verschiedene Varianten, die sich für unterschiedliche Einbauverhältnisse eignen.

Beim mittleren Krümmer im Bild gut zu erkennen: Frischwassereinlaßstutzen (oben) und Weiterleitungsstutzen (unten) zum Block sowie der aufschraubbare Wartungsdeckel.

Änderung des Auspuff-Flansches

Der Auspuff-Flansch wurde geändert, damit die elektr. Wasserpumpe bzw. das rücklaufende Kühlwasser nicht in den Auspuffkrümmer oder Zylinder spritzen kann.

Idee, Realisation und Bilder: Micha1 

Kühlkreisläufe

Grundsätzlich wird bei der Kühlung des Bootsmotors zwischen der Einkreis- und der Zweikreiskühlung unterschieden. Letztere wird und wurde eher selten realisiert, da sie ihre Vorteile wegen der geringeren Korrossionsanfälligkeit nur im Salzwasser ausspielt und die DDR-Sportboote hauptsächlich für den Binnenbereich gebaut wurden.

Im Unterschied zum Auto gibt es beim Bootsbetrieb des Wartburg-Motors verschiedene Varianten zur Lösung des Kühlkreislaufs, die auf den folgenden Seiten beschrieben werden. Wir beschränken uns auf die Ein-Kreis-Kühlung und empfehlen, sich nach Möglichkeit für die einfachste Variante zu entscheiden.

Um die Sache nicht unnötig zu verkomplizieren, werden auf den folgenden Seiten nur die Unterschiede am Motor selbst beschrieben.

Die Varianten, wie das Kühlwasser zum Motor befördert wird, sind hier schnell aufgezählt:
1. durch die sogenannte Staudruckvariante. Hier sitzt hinter dem Propeller ein kleines Röhrchen mit einer meist oval trichterförmigen Aufweitung, durch die der sich drehende Propeller das Wasser ins Bootsinnere drückt, von wo aus es mittels Rohr- und Schlauchleitung Richtung Motor/Auspuffkrümmer geführt wird. Nachteil der Geschichte: wenn das Boot mit Getriebe oder Kupplung ausgerüstet ist, bekommt der Motor in Leerlaufschaltung kein Kühlwasser.
2. Mittels Pumpe. Entweder kommen (meistens die Original-Variante in den Booten) mechnisch von der Propellerwelle angetriebene Pumpen zum Einsatz oder nachgerüstete elektrische Pumpen.

Zeichnungen: Micha N.

Variante 1 - ohne Wasserpumpe

Das durch Staudruck oder Pumpe ins Bootsinnere gelangte Wasser wird zunächst dem Auspuffkrümmer zugeführt. Dieser ist doppelwandig ausgeführt. In diesem Wassermantel wird das kühle Frischwasser vorgewärmt (kein Kälteschock für den heißen Motorblock) und die Auspuffgase erstmalig abgekühlt (kein Hitzeschock für die Fische).
Bild 1 Position 1

Danach verläßt das vorgewärmte Wasser den Krümmer
Bild 1 Position2

und wird dem Motorblock mittig unterhalb des Krümmers zugeführt.
Beim Automotor und den anderen Varianten der Bootskühlung sitzt an dieser Stelle der Froststopfen, der jetzt durch ein Übergangsstück ersetzt wurde. Dieses Stück kann relativ leicht selbst hergestellt werden.
Bild 1 Position 3
Bild 2 Position 1

Nun befindet sich das Wasser unten im Motorblock und steigt durch Thermosyphonwirkung nach oben, durchströmt den Zylinderkopf und tritt an der Thermostatöffnung wieder aus.
Bild 3 Position 1

Von hier wird es den Auspuffgasen nach dem Krümmer zugeführt
Bild 3 Position 2
und kühlt diese ein weiters Mal ab. Dadurch kommt es zu den weißen Wölckchen, die den Auspuff bei Schleichfahrt gut sichtbar verlassen.

Die hier vorgestellte Variante ist die einfachste, weil sie am wenigsten technischen Aufwand betreibt und mit den wenigsten Teilen auskommt (Wartung, Gewicht).

Der in Bild 1 bis 3 abgebildete Motor stammt aus dem Wartburg 311 und hat 900 cm3. Er besitzt noch die Wasserpumpenwelle, die Wasserpumpe an sich wurde aber entfernt.
Eigentlich könnte die Welle samt Lagerung abgeflext werden; der Keilriemen wird dann in verkürzter Ausführung direkt mit der Lichtmaschine gekoppelt.
Für den Neuling verwirrend ist die Tatsache, daß sich bei diesem Motor die Wasserpumpenwelle backbords befindet, bei den häufiger eingesetzten Motoren des 353 ist sie steuerbordseitig. Auch die Thermostatöffnung befindet sich hier mittig am Kopf, bei den 353-Modellen sitzt sie bugwärts.

Bild 4 zeigt einen Motor mit entfernter Wasserpumpe(-nwelle).

 

Bilder: Kai Weidauer

Variante 2 - mit Wasserpumpe

Das durch Staudruck oder Pumpe ins Bootsinnere gelangte Wasser wird zunächst dem Auspuffkrümmer zugeführt. Dieser ist doppelwandig ausgeführt. In diesem Wassermantel wird das kühle Frischwasser vorgewärmt (kein Kälteschock für den heißen Motorblock) und die Auspuffgase erstmalig abgekühlt (kein Hitzeschock für die Fische).
Bild 1 Position 1

Danach verläßt das vorgewärmte Wasser den Krümmer
Bild 1 Position 2

und wird der motoreigenen Wasserpumpe zugeführt.
Bild 2 Position 1

Die Pumpe drückt das Wasser durch den Motorblock, es durchströmt den Zylinderkopf, tritt an der Thermostatöffnung wieder aus und von hier wird es den Auspuffgasen nach dem Krümmer zugeführt
Bild 1 Position 3

und kühlt diese ein weiters Mal ab. Dadurch kommt es zu den weißen Wölkchen, die den Auspuff bei Schleichfahrt gut sichtbar verlassen.

Die hier vorgestellte Variante ist mechanisch ein klein wenig aufwendiger als Variante 1, jedoch dem Serienzustand des Automotors am nächsten.


Bilder: Kai Weidauer